Zusammenhang zwischen vermindertem sexuellen Verlangen und dem Älterwerden
Hayes R et al., 2007
Zielsetzung
Ermittlung des Zusammenhangs zwischen einer Störung mit verminderter sexueller Appetenz (Hypoactive Sexual Desire Disorder, HSDD) und dem Älterwerden. Gemäß der American Foundation of Urologic Disease und der American Psychiatric Association wird HSDD nur dann diagnostiziert, wenn sowohl geringes sexuelles Verlangen als auch sexuell bedingte persönliche Belastungen vorliegen.
- Design: Community-basierte Querschnittsstudie.
- Setting: Europa (GB, Deutschland, Frankreich, Italien) und die USA.
- Patientin(nen): Frauen im Alter von 20-70 Jahren in sexuellen Beziehungen, die an der Women’s International Study of Health and Sexuality teilnehmen (n = 1998 Europa, n = 1591 USA).
- Intervention(en): Es wurden keine Interventionen durchgeführt.
- Wichtigste Messinstrumente: Selbst auszufüllender Fragebogen, der zwei validierte Instrumente umfasste: Das mittels Profile of Female Sexual Function(c) gemessene sexuelle Verlangen; die mittels Personal Distress Scale(c) gemessene sexuell bedingte Belastung. Bei Frauen mit geringem Verlangen und einer vorliegenden Belastung wurde von HSDD ausgegangen.
Ergebnisse
Der Anteil europäischer Frauen mit geringem Verlangen stieg von 11 % bei Frauen im Alter von 20-29 Jahren auf 53 % bei Frauen im Alter von 60-70 Jahren. Der Anteil der amerikanischen Frauen mit geringem Verlangen zeigte einen Trend zu einer Zunahme mit steigendem Alter. In der Altersgruppe der 20-29-Jährigen litten 65 % der europäischen Frauen und 67 % der amerikanischen Frauen mit geringem sexuellen Verlangen darunter. In der Altersgruppe von 60-70 Jahren sank dieser Wert auf 22 % bzw. 37 %. In Europa und den USA veränderte sich die Prävalenz von HSDD in der Bevölkerung mit dem Alter nicht signifikant (6-13 % in Europa, 12-19 % in den USA).
Schlussfolgerungen
Der Anteil der Frauen mit geringem Verlangen nahm mit dem Alter zu, während der Anteil der Frauen, die unter ihrem geringen Verlangen litten, mit dem Alter abnahm. Folglich blieb die Prävalenz von HSDD im Wesentlichen mit dem Alter konstant. Dies könnte erklären, warum in der Literatur oft kein Zusammenhang zwischen HSDD und dem Alter berichtet wird.